Meditation: die Scham sich etwas Gutes zu gönnen

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In vielen, gerade gehobeneren Kreisen der Wirtschaft und Industrie oder auch den Medien gilt es immer noch als uncool, sich seinem seelischen Wohl zu widmen.

Findet in den USA der Yoga-Boom gerade einen neue Höhepunkt, schafft es die Entspannungsmethodik gerade mal zaghaft in die Führungsetagen der hiesigen Unternehmen.

Doch woran liegt es, dass es scheinbar gerade hier zu Lande immer noch belächelt wird, wenn sich der Kollege mit einer Yogamatte in die Mittagspause begibt oder sich der Chef in den frühen Morgenstunden auf sein Meditationsbänkchen zurückzieht.

Viele Menschen, so höre ich immer wieder, haben nach wie vor das Vorurteil, das Yoga, Meditation und Co etwas mit Sektentum, Religion und Spinnerei zu tun hat und allenfalls den Ökos und Barfusstänzern zugeschrieben werden kann.

Zudem glauben sehr viele daran, dass derjenige, der meditiert oder autogenes Training betreibt es nötig hat, sich auf diese Art und Weise zu entspannen, weil er sonst seinen Job nicht bewältigt. Nach wie vor gilt bei vielen: wer meditiert zeigt Schwäche. Und wer Schwäche zeigt ist angreifbar und nicht einsetzbar.

Dabei haben all diese Methodiken nichts, aber auch rein gar nichts mit Hokus-Pokus, Esoterik oder religiösem Wahn zu tun.

Warum Yoga und Co wirken, ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig belegt, aber das es wirkt und sich sehr posititv auf Geist und Körper auswirkt und somit die Konzentrationsfähigkeit steigern lässt, ist belegt und z.B. durch Hirnscans bewiesen.

Sogar mehr noch:

Ist z.B. die Wirkung von Bachblüten oder homöopathischen Globuli nach wie vor umstritten und lässt sich diese Wirkung auch durch endlose Doppelstudien nicht belegen, ist es bei körperlichen Entspannungsmethodiken anders. Hier ist die Wirkung auf Herz, Kreislauf und körperliche Gesamtverfassung eindeutig nachweisbar.

Dabei ist es völlig egal, welcher Konfession man angehört oder ob man an gar nichts glaubt. Man muss auch kein Zen-Meister werden oder Yogi sein, um sich der Methodiken zu bedienen. Sondern jeder kann sich seine Tages- oder Wochen-Dosis Wellness selber verabreichen und die positiven Nebenwirkungen sind enorm.

Einen kleinen Nebeneffekt hat das ganze jedoch: man wird auf sich selbst zurückgeworfen und muss sich in der Zeit, in der man sitzt und meditiert mit sich selbst befassen.

Es wird still im Geist!

Wo Prosack und Alkohol die Sinne vernebeln und Probleme nicht bearbeiten sondern überdecken, tritt bei allen meditativen Entspannungsmethodiken ein für viele vermeidlich unangenehmer Nebeneffekt auf: Ruhe und Besinnung.

Und wenn Ruhe in unseren Geist einkehren soll, muss die Unruhe weichen. Somit fördert ein regelmäßiges Sitzen unter Umständen auch den gesamten Gedankenmüll zu tagen, den wir über Jahre und Jahrzehnte angesammelt haben.

Diesen Effekt jedoch wollen viele Menschen vermeiden. Deshalb ist es für die meisten von uns leichter, sich eher distanziert zum Thema Meditation zu verhalten.

Denn schon alleine die bloße Auseinandersetzung führt zwangsläufig dazu, sich mit sich selber auseinandersetzen zu müssen. Da ist es ein leichtes, bevor unangenehme Gefühle aufkommen, die man nicht erklären kann und will, den gesamten Meditations-Bereich mit einem Wisch vom Tisch zu fegen und das ganze Feld als Unsinn und spirituelle Spinnerei abzutun.

Wenn Gefühle ins Spiel kommen.

Die große Herausforderung ist die zwangsläufige Konfrontation mit sich selber.

Ich mache etwas mit mir und das verändert mich. Doch im Umkehrschluss sind all diejenigen, die stundenlang joggend durch den Wald laufen nichts anderes als eine Form von Meditierenden, oder Menschen die regelmässig beten - sie machen nichts anderes als Meditation. Das s.g. Herzensgebet bedient sich sogar der selben Methodiken wie eine klassische Mantrameditation.

Sobald ich meinen Fokus wegnehme vom Alltäglichen, mich hinwende auf eine Tätigkeit, die mich dazu bringt, mich und meinen Geist und Körper besser zu ertragen und mich ganzheitlicher und frischer fühlen zu lassen, bin ich schon ein Meditierender.

Joggen, Walken, Klettern oder Schwimmen sind gute Einstiegsaktivitäten in Richtung Meditation.

Und weder beim Joggen noch beim Schwimmen kämen sie im Ansatz auf den Gedanken, sie würden gerade spirituell unterwegs sein - was man aber de fakto ist!

Das Mediation immer noch in den Chefetagen verpönt ist und unter erfolgreichen Manager als Unsinn abgetan wird hat noch zwei weitere Gründe:

1. Man sitzt auf dem Boden und macht sich somit klein. Dass einem dabei aber niemand zuschaut scheinen die meisten zu vergessen.

2. Man muss sich eine Zeit lang auf einen Lehrer und dessen Anleitungen oder Anweisungen verlassen und diesem folgen - das ist schwer für Menschen, die normalerweise den Ton angeben.

Sich einmal am Tag für nur 5 Minuten zurückzuziehen um seinen Geist Ruhe zu gönnen wäre schon ein enormer Gewinn. Der große Vorteil: man wirkt erfrischt und ausgeruht und kann seine Gedanken besser sortieren lernen. Auf viele wirkt diese Zeit geradezu wie eine Kreativ-Spritze.

Den Menschen die sich schämen oder sich nicht trauen den Schritt hin zur Mediation zu wagen - sage ich immer: dann macht es doch heimlich...

Psychopharmaka schluckt ja auch niemand in der Öffentlichkeit oder spricht darüber.

Bevor sie also zur Beruhigungspille greifen oder zum Schnaps versuchen sie es besser mal mit 5 Minuten Meditation am Tag.

Das gute daran: sie alleine haben es in der Hand, was sie daraus machen, alle anderen Substanzen wirken chemisch auf ihr Körper-System, und auf diese Wirkung haben sie langfristig nur bedingt Einfluss.

Sitzen kann man lernen und es dauert, bis man sich daran gewöhnt hat auf dem Boden platz zu nehmen. Und ja: es ist komisch im ersten Moment, weil es so einfach scheint - so simpel und so all um fassend. Aber so einfach ist es - Mediation ist einfach und all um fassend und hilft!

Ihr

Thorsten Levin

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