„Neighboring“ oder wie viel „sozial“ braucht Social Media?
Das sozialen Netzwerke wie Facebook wurde einst gegründet, um Studenten miteinander in Verbindung zu bringen. Es sollte rein dem sozialen Austausch von Belangen, Freundschaftlichen Interessen und privaten Anliegen (z.B. Datings) dienen.
Die Entwicklung hat inzwischen gezeigt, dass man s.g. Freundschaften in Sozialen Netzwerk keiner all zu großen Bedeutung zuschreiben darf. Doch das bedeutet nicht, dass man über Facebook und Co nicht doch hervorragend kommunizieren kann und private Meinungen streuen darf.
Facebook: wie wird das Medium tagtäglich gescholten, verurteilt und bösartig beschimpft. Gerade Menschen, die noch niemals auch nur einen Blick in Facebook geworfen haben beschwören die übelsten und gruseligsten Verschwörungstheorien, was denn alles z.B. mit einem Foto von ihnen passieren könnten, welches sie bei Facebook veröffentlichen. Alle Rechte, alles Private würde mit einem Knopfdruck preisgegeben und in die Welt hinaus verstreut werden, ohne jegliche Kontrolle...
Doch die Wahrscheinlichkeit oder Chance, dass ein Bild von mir für irgendein Unternehmen zu irgendeinem Zweck Verwendung findet ist geringer als vom Blitz getroffen zu werden...
Und während die ewigen Nörgler und Kritiker, die sich heimlich mit einem kleinen Pseudonym doch im Netz rumtreiben, weiter unreflektiert auf Social-Media meckern und schimpfen, denke ich darüber nach, wie viel persönlicher Facebook werden muss, um seine Empfänger noch besser und intensiver zu erreichen.
Wie viel „sozial“ braucht das Social Network?
Seit dem ich die Öffentlichkeitsarbeit auch für Soziale Einrichtungen übernommen habe, frage ich mich das regelmässig und stelle fest: je persönlicher, näher und einfühlsamer ich poste, desto größer ist die Resonanz.
Die Feedbacks werden intensiver, die Likes schießen in die Höhe, sobald der Post einen Hauch von echter Menschlichkeit und Nähe verbreitet. Und das Tolle beim Posten in sozialen Einrichtungen oder ehrenamtlichen Plattformen: ich muss mir keine Gedanken über den Output und somit über den möglichen finanziellen Erfolg machen. Die Verbreitung der Nachricht ist der Sinn - nicht ein geldwertes Geschäft!
Ich mache es einfach und versuche dabei so ehrlich und unverfälscht zu sein wie möglich!
Und es funktioniert. Die Menschen scheinen sich in diesem Wust und in dem überbordenden Überfluss an Informationen gerade zu danach zu sehnen, dass etwas menschliches, etwas Nahes und Persönliches gepostet wird und sie honorieren das!
Ein Umkehrschluss liegt da nahe. Hat ein Unternehmen, welches a priori keinen sozialen Auftrag erfüllt im sozialen Netz ein besser Chance, wenn dieses unverfälscht, ehrlich und offen kommuniziert - eben so, wie das Freunde auch von ihren Freunden verlangen?
Ganz klar: Ja!
Ich habe mehrfach dieses Prinzip der Offenheit auf meine Industriekunden angewendet und siehe da: der Erfolg stellt sich ein, sobald ich den User und Fan da abhole, wo er steht, nämlich direkt neben mir im virtuellen Raum. So wie ein Freund oder besser ein Nachbar. Ich nenne das Prinzip in zwischen „Neighboring“ ... Welche Botschaft muss ich so formulieren, dass meinen Nachbar, den ich von einer Botschaft überzeugen soll, erreichen. Sei er verärgert, mir wohl gestimmt und oder völlig Fremd.
Der große Unterschied zum reinen Businesstalk: Nachbarn sind keine Kunden und auch keine Freunde!
Die Menschen sind es Leid mit Mogelpackungen, falschen Versprechungen und unhaltbaren Werbebotschaften vollgeballert zu werden. Sobald es „menschelt“ funktioniert die Botschaft! Sobald ich mir immer wieder den Nachbareffekt vor Augen führen - klingt die Botschaft anders! Nicht zu werblich, nicht zu persönlich aber auch nicht abgeschmackt oder fremd.
Am Ende wird sich auch Facebook dadurch beweisen müssen, ob sie es gemeinsam mit der Community schaffen, wieder zu dem zu werde, wofür sie einmal angetreten sind: eine Kommunikationsplattform von Freunden für Freunde oder besser von Nachbar zu Nachbar , das wäre schon ein großer Effekt, ein Idealzustand, der so vielleicht nicht in Gänze eintreten wird.
Ich halte Facebook weder für gefährlich noch für falsch - es ist, was es ist und kann von jedem so genutzt werden, wie er mag.
Der tägliche Müll an Informationen, belangloses und dummes Zeug kann ich übersehen, ich picke mir sehr zielgerichtet das heraus, von dem ich meine, dass es zu mir passt. Wie beim Trascht in der Nachbarschaft, filtere ich Gutes von Blödsinnigem.
Und ich selber entscheide, wie „öffentlich“ ich meine Postings mache. Wie sehr ich meine Haustür öffne.
Habe ich das Ziel und über die Grenzen meiner Nachbarschaft hinaus Informationen zu streuen, dann werde ich alles unternehmen um dieses Ziel zu erreichen. Ansonsten bleibe ich eben mit meiner „kleinen“ Freundschafts-Liste unter Meinesgleichen!
Ich bemühe mich in meiner privaten Freundesliste nicht mehr als 250 Liker zu pflegen. Ab und zu schmeiße ich Karteileichen raus, und Menschen die mich wütend machen und ärgern. Ich lass ja auch nicht jeden in meinen Garten! Das ist toll, erleichtert und macht Platz für neue, nette Kontakte.
Somit halte ich diese Plattform sehr persönlich.
Meine anderen Accounts haben diese Aufgabe nicht! Es sind öffentliche Profile von Kunden und Firmen, die natürlich das Ziel haben bekannt zu werden. Und das mache ich - immer aber mit dem Anspruch, die Ansprache persönlich, nahe und und unverfälscht zu gestalten. Eben nachbarschaftlich! Eine sehr neue Art von Kundenaquise, die mir extrem viel Spaß macht.
In diesem Sinne, viel Spaß beim Liken, Posten und vor allem beim Ignorieren von viele schlechten, überflüssigen und unnötigen Informationen und Dorfgequatsche ;-)
Euer Thorsten